Bewertungen auf Google kann jede:r vornehmen, sofern er oder sie eingeloggter User ist – hierfür sind keine Hacker-Kenntnisse erforderlich. Neben der Sternebewertung von eins bis fünf können auch Rezensionen verfasst werden. Im Angesicht der dramatischen Ausnahmesituation in der Ukraine spielen Google Reviews jedoch eine ganz besondere Rolle: Das Netzkollektiv Anonymous ruft zu Unternehmensbewertungen auf der Suchmaschinenplattform auf, die bei der Aufklärung der russischen Bevölkerung im Rahmen der Angriffe auf die Ukraine und Putins innerpolitischen Zensur unterstützen sollen.

Anonymous teilt Aktion gegen russische Regierung auf Twitter

Anonymous befindet sich seit dem 24. Februar offiziell im Cyberkrieg gegen die russische Regierung. Am 28. Februar hat die sogenannte Hackergruppe die Aktion eines Twitter Users beworben und auf derselbigen Plattform in einem mehr als 24.000 Mal geteilten Tweet Internetnutzer:innen dazu aufgerufen, russische Restaurants und Geschäfte zu bewerten. Der Clou: Statt Sterne für den Service zu verteilen, sollen die Rezensionen auf die Situation in der Ukraine verweisen und Kritik über Wladimir Putins Politik preisgeben. Zusätzlich hat Anonymous eine Beispiel-Review auf Russisch und Englisch unter dem Tweet verfasst, den Interessierte einfach teilen können. Anonymous erklärt zudem in einem weiteren Tweet:

Es ist an der Zeit, dass das russische Volk zusammensteht und ‚NEIN‘ zu Wladimir Putins Krieg sagt.

Die Mitglieder des Kollektivs richten sich mit ihren Aktionen demnach nicht gegen die russische Bevölkerung, sondern setzen sich gegen Putins Politik und für den Frieden ein.

Google-Bewertungen & Co.: Was Tech-Tools und -Unternehmen im Auftrag politischer Missionen leisten (müssen)

Mächtige Plattformen für politische Zwecke zu instrumentalisieren, ist nicht neu: Im November 2016 bewerteten beispielsweise Gegner:innen Donald Trumps im Zuge dessen Wahlsiegs in den USA Hotels mit dem Namen des Unternehmens negativ und auch während der Proteste in Belarus im Jahr 2020 konnte man in Google Reviews Protestinhalte statt Essensbewertungen lesen. Auch die einflussreichsten Tech-Unternehmen selbst reagieren auf die Invasion Russlands in die Ukraine: Meta, Alphabet und Twitter haben beispielsweise russische Staatsmedien auf Google, Facebook, YouTube etc. eingeschränkt oder blockiert. Dafür büßen sie freiwillig Werbeinnahmen ein. Google hat zudem die Anzeige von Echtzeit-Verkehrsinformationen auf Google Maps in der Ukraine deaktiviert, damit Straßensperren und größere Menschenansammlungen nicht anhand rot gekennzeichneter Streckenabschnitte erkennbar sind.

Warum Google-Bewertungen bei der Aufklärung helfen können

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung nutzt aktiv die Suchmaschine Google und fast 35 Prozent der Produktsuchen weltweit beginnen bei Google. Für Unternehmen ist es also attraktiv auf Google präsent zu sein – unter anderem, weil hier Bewertungen angezeigt werden, die eine wichtige Rolle beim Ranking und im Bereich der lokalen Suchmaschinenoptimierung haben. Jetzt werden Forderungen laut, die eigentliche Bewertungs-Funktion als Nachrichtenkanal zweckzuentfremden, da in den russischen Staatsmedien Informationen zensiert werden, die Russlands Rolle als Aggressor und Angreifer im Ukraine-Krieg beleuchten könnten. Ein Ansatz, der zumindest einen Teil zur Aufklärung beitragen kann.

Warum Google jetzt User-Bewertungen auf Maps in der Ukraine und in Russland löscht

Philipp Klöckner stellt auf Twitter in Frage, warum Google derzeit alle Beiträge wie Restaurantbewertungen oder Fotos in der Ukraine, Russland und Weißrussland entfernt. Er bezieht sich hierbei auch auf den am 2. März 2022 veröffentlichten Artikel auf BuzzFeed News, aus dem hervorgeht, dass Google aktuell Bearbeitungen auf Maps blockiert und neue Inhalte wie Fotos und Geschäftsinformationen entfernt. Die Suchmaschinenplattform erklärt, dass diese „Vorsichts“-Maßnahmen eine Reaktion auf Behauptungen, Maps würde verwendet werden, um russische Militäraktivitäten in der Ukraine zu koordinieren, sind.

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