Es gab eine Zeit, kurz nach dem Launch von ChatGPT, als Microsoft große Hoffnungen hegte, mit Bing Googles Marktanteil im Suchbereich einschränken zu können. Immerhin war die Bing Search dank der Zusammenarbeit mit OpenAI der Konkurrenz Anfang 2023 eine Zeit lang voraus, viele User konnten damit erste Sucherfahrungen im Kontext generativer KI sammeln. Doch bis heute konnte Bing Googles Marktmacht nicht nennenswert mindern, wenngleich Bing mit Abstand die Nummer zwei im Suchmarkt geblieben ist. Laut Statcounter liegt der globale Marktanteil Bings bei 4,2 Prozent und steht Googles 89,3 Prozent gegenüber – auf dem Desktop allein hält Bing immerhin 11,7 gegenüber 79,9 Prozent.
Jetzt möchte die Suchmaschine von Microsoft zahlreiche User mit einem hochdotierten Gewinnspiel für sich gewinnen. Währenddessen passt Bing die Ad Labels an und liefert für Anzeigen mehr Kontext in der Suche – ganz nach dem Vorbild Googles.
Bing markiert Anzeigen deutlicher und reagiert auf Kritik
Die Suchmaschine Bing ist vielfach dafür kritisiert worden, Anzeigemarkierungen in der Suche nicht besonders deutlich zu machen. Kürzlich hat die Microsoft-Tochter in einem Test das Ad Label direkt hinter den Domain-Namen gesetzt, sodass es auf den ersten Blick kaum sichtbar war. Das hat der SEO-Experte Frank Sandtmann entdeckt und via Mastodon geteilt.
Jetzt räumt Bing jedoch mit wenig sichtbaren Ad-Markierungen auf. Für die Anzeigendarstellung wird das Label „Sponsored“ beziehungsweise auf Deutsch „Gesponsert“ eingeführt. Auch wir sehen es in der Suche schon. Wie der SEO-Experte Barry Schwartz auf Search Engine Roundtable berichtet, ersetzen sie das Wording „Ad“ oder „Anzeige“. Genau diese Umstellung vollzog Google bereits vor rund zwei Jahren.
Google ändert Werbe-Label:
„Ad“ wird zu „Sponsored“
Allerdings ist Bings Ad-Markierung zuweilen noch immer deutlich schlechter zu erkennen als etwa die auf Google. In unserem Beispiel zur Suchanfrage „macbook“ fanden wir einige Ads, bei denen das Label „Gesponsert“ unter dem Titel klein und wenig leserlich vor den Snippet-Text gerückt wurde.
Mehr Informationen zu den Werbetreibenden können erste User indes mithilfe eines Glühbirnen-Icons erhalten, das der SEO-Experte Khusal Bherwani in der Suche entdeckt hat.
Bing now page insights bulb feature for ads. its new
we can see different labels in search and insight. pic.twitter.com/xAvFpIvcoL
— Khushal Bherwani (@b4k_khushal) November 5, 2024
Gewinnspiel soll Such-Engagement auf Bing anregen
Microsoft möchte, dass immer mehr Menschen die Werbeanzeigen auf Bing sehen und ist deshalb stark daran interessiert, stetig neue Bing User zu gewinnen. So liefert die Suchmaschine beispielsweise Ergebnisse für andere Suchkontexte, etwa im Rahmen der Meta AI und für Ecosia. Um sich im Wettbewerb mit Google, aber auch anderen Suchalternativen wie TikTok, ChatGPT – und der neuen ChatGPT Search –, Perplexity und Co. zu behaupten, hat Bing ein Gewinnspiel ins Leben gerufen, das einer Person eine Million US-Dollar und weiteren zehn Sieger:innen je 10.000 US-Dollar einbringen kann.
Über die Aktion berichtet auch Kevin Schmitz auf t3n. Microsoft erklärt, dass die Teilnahme über die Anmeldung mit dem Microsoft-Konto möglich ist – auch in Deutschland. Wer sich anmeldet und über Interaktionen via Bing sogenannte Teilnahmen sammelt, erhöht die eigenen Gewinnchancen. Auch das Teilen des Links zum Gewinnspiel kann schon Teilnahmen einbringen. Nebenbei bewirbt Microsoft das Rewards-Programm, mit dem User über Bing Punkte sammeln und Belohnungen erhalten können. Und Microsoft verspricht Spenden an den WWF und UNICEF, die mit der Gewinnspielteilnahme in Zusammenhang stehen.
Mehr Suchende als Ziel, mehr Werbeumsatz als Folge?
Ob dieses Gewinnspiel allein sehr viele neue Nutzer:innen zu Bing locken wird, ist fraglich. Für einige User ist es womöglich aber eine gern gesehene Ergänzung. Vor allem die KI-Suchoptionen dürften bei Suchenden jedoch im Fokus stehen; in diesem Kontext liefert Bing mit der Copilot-Integration eine hilfreiche Search-Option.
Microsoft erhofft sich von mehr Usern schließlich auch mehr Umsatz im Search-Ad-Geschäft. Dieses ist ohnehin umkämpfter denn je. TikTok macht den Suchmaschinen mit Search Ads Konkurrenz und KI-Suchbereiche wie Perplexity, die ebenfalls auf Ads setzen möchten, werden das Feld weiter diversifizieren. Im jüngsten Quartalsbericht konnte Microsoft für den Bereich Search and Ads ein 18-prozentiges Wachstum verzeichnen. Insgesamt nahm der Konzern im Bereich More Personal Computing 13,2 Milliarden US-Dollar im Quartal ein, doch dazu gehören auch andere Sparten wie Gaming und Hardware. Gerade im Bereich der neuen KI-Suchlösungen muss sich Bing auf einen starken Wettbewerb einstellen. Doch obwohl die Suchmaschine weiterhin deutlich hinter Google zurückliegt, liegt sie weltweit und in Deutschland noch deutlich vor anderen Suchmaschinen wie Yandex, Yahoo, DuckDuckGo, Ecosia und Co. Nur werden nicht unbedingt die klassischen Suchmaschinen die größte Konkurrenz für einen Bereich wie Bing darstellen, sondern vielmehr die ChatGPT Search, Perplexity und womöglich auch TikTok.
Googles Search-Ad-Macht bröckelt:
Bald unter 50 Prozent Marktanteil
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