Ist die einst als Twitter bekannte Plattform X bald nur noch kostenpflichtig verfügbar? Elon Musk, der diese im Herbst 2022 übernahm, sagte kürzlich, X müsse eine Gebühr für die Nutzung erheben. Nur so könne man gegen die Bots auf der Plattform vorgehen. Zugleich könnte eine Paywall für alle die Einnahmen des finanziell gebeutelten Social-Plattform ankurbeln – wenn nicht viele der aktuell rund 550 Millionen monatlich aktiven User abspringen.
We’re moving to having a small monthly payment for use of the system,
erklärte Musk im Gespräch mit Israels Premierminister Benjamin Netanyahu. Er gab nicht an, wie teuer der Zugang zu X werden könnte.
X hinter einer Paywall: Setzt die Plattform diese Zäsur wirklich durch?
Zwar haben große Social-Media-Plattformen wie YouTube, Instagram und Facebook, Snapchat und X Premiumprogramme, die kostenpflichtig sind und exklusive Features bieten – doch grundsätzlich sind die Dienste für die vielen User kostenfrei verfügbar. Insofern wäre es ein gewagter Schritt von X, eine Gebühr von allen Nutzer:innen zu erwarten. Zum einen sind diese die kostenlose Plattformnutzung gewohnt, zum anderen würde die Gebührenerhebung der Townhall-Idee mit Elementen der freien Meinungsäußerung von Elon Musk ein wenig zuwiderlaufen.
Auf Nachfrage der BBC hat X keine Angaben dazu gemacht, ob eine Einführung der Gebühr für alle bevorsteht. Auch ist nicht klar, wann diese integriert werden könnte – und ob sie überhaupt kommt. Doch laut TechCrunch spielt Elon Musk schon länger mit der Idee, X komplett hinter eine Paywall zu ziehen. Schon im November 2022 berichteten auch wir, dass Musk mit seinem Team über diese Maßnahme diskutiert hatte. Möglicherweise stellt das zunächst als Twitter Blue und jetzt als X Premium bekannte Bezahlmodell einen Kompromiss dar. Über das Abonnement erhalten User für acht US-Dollar pro Monat oder 84 US-Dollar pro Jahr exklusive Features, sehen weniger Ads und haben deutlich mehr Handlungsspielraum. Zudem erhalten sie den blauen Haken als Verifizierungsmerkmal. Auch die auf Twitter früher oft geforderte Editierfunktion ist für Premium-User verfügbar.
btw, Premium subscribers can edit posts up to 5x for 1h after hitting send
— X (@X) September 5, 2023
Und das Premium-Modell könnte sogar noch eine günstigere Version erhalten; diese könnte sich dann möglicherweise auf die Grundsatznutzung beziehen.
We’re actually going to come up with a lower tier pricing. So we just want it to be just a small amount of money,
so Musk weiter.
X: Relevanz ist da, doch die Probleme bleiben
Elon Musk begründete die etwaige Paywall für alle X-Inhalte nicht mit dem Fokus auf das Umsatzwachstum. Vielmehr erklärte er, diese sei das einzige Mittel, um gegen Bots vorzugehen.
It’s the only way I can think of to combat vast armies of bots.
Schon vor seinem Kauf von Twitter warnte Musk immer wieder vor den vielen Bot Accounts auf der Plattform. Auch sein aktuelles Verifizierungsmodell soll diesbezüglich schon Abhilfe schaffen. Doch die Erhebung einer Gebühr für alle würde unweigerlich als Einnahmefaktor wahrgenommen werden. Das wäre eine logische Konsequenz, immerhin hat die Plattform in den vergangenen Monaten deutlich an Wert verloren und laboriert an der Generierung neuer Werbekund:innen. Allerdings ist der zuweilen vermutete Untergang der Plattform ausgeblieben. Die Plattform ist nach wie vor bei vielen Menschen beliebt – doch die wenigsten von ihnen sind zahlende Abonnent:innen. Und nicht alle haben ein positives Bild von X. Laut Ad Age wollen die User die Plattform mehrheitlich nicht X nennen. Zudem hat X kürzlich Ads mehrfach im Following Feed ohne Label ausgespielt und damit wieder einmal Renommee verspielt.
Ob also hunderte Millionen User für eine nutzwertige, aber teils hostile Social-Plattform mit Image-Problemen – die Hate Speech duldet – zahlen werden, ist fraglich. Die Crux ist für Elon Musk und X auch, dass ein User-Verlust, der mit einer Zahlungsaufforderung an alle einhergehen dürfte, das Werbegeschäft negativ beeinflussen würde. Daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass Musks Idee als eine von denen im Raum verbleibt, die er öffentlich äußert, aber nicht umsetzt (man denke auch an den Cage Fight mit Mark Zuckerberg). Die Idee, dass Social-Media-Plattformen aber immer mehr Funktionen nur zahlenden Usern zur Verfügung stellen, wird sich womöglich noch weiter etablieren.
Jetzt auch noch X: Die Plattform hat ein Swipe up Feature für Videos, über welches User empfohlenen Content sehen können, angekündigt. Doch möchten die User, dass X zur TikTok-Konkurrenz wird?
Neue TikTok-Konkurrenz? X launcht Swipe up Feature
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