Wer auf Instagram Erfolg haben möchte, steht oft vor diversen Fragen. Warum diese nicht direkt einem Experten von Instagram selbst stellen? Gord Ray ist Product Marketing Director EMEA für Instagram und hat uns in einem schriftlichen Interview Antworten auf die Fragen gegeben, die Business-Account-Besitzer:innen auf der Seele brennen. Er gibt Tipps zur Reels-Erstellung, wie du Creator richtig briefst und hat praktische Tipps parat, wie du kostengünstig mit Video-Content startest.

Gord Ray im Interview

OnlineMarketing.de-Redaktion: 90 Prozent der User auf Instagram folgen einem Business, doch wie mache ich potenzielle Kund:innen auf meinen neuen Instagram Account aufmerksam? Sollte ich direkt Geld in die Hand nehmen oder reicht es zunächst, regelmäßig Content zu posten?

Gord Ray: Instagram bietet eine Vielzahl an Formaten, von statisch bis dynamisch. Ich würde empfehlen, mit allen zu experimentieren und zu bewerten, was für euch und eure Community am besten funktioniert – nach dem Prinzip „Testen und Lernen“. Am Anfang sollte man verschiedene Strategien parallel ausprobieren: Nutzt Feed und Reels für die Neukund:innenakquise und Stories, um mit eurer wachsenden Community in Kontakt zu bleiben. Lasst eurer Kreativität freien Lauf und nutzt die Erkenntnisse, die ihr aus organischen Beiträgen gewinnt, um diese Schritt für Schritt zu optimieren. Natürlich könnt ihr auch schauen, was andere erfolgreiche Marken für Inhalte teilen. 

Bezüglich der Frage, ob man von Anfang an Geld investieren sollte: Auch wenn man nicht zwingend Anzeigen benötigt, um erfolgreich eine Community aufzubauen, so helfen sie doch, eine Botschaft genau zum richtigen Zeitpunkt an genau die richtige Zielgruppe zu übermitteln. Anzeigen auf Instagram eignen sich für Unternehmen jeder Größe, und man kann bereits mit kleinem Budget loslegen. Ein Beispiel: Das Startup UNMILK wurde von Jennifer Schäfer letztes Jahr mitten in der Pandemie gegründet. Um das Produktdesign ihres Proteindrinks zu testen und die Chance auf eine langfristige Listung ihres Produkts in einem deutschen Drogeriemarkt wahrzunehmen, wollte sie ein breites Publikum erreichen und die Menschen dazu bringen, UNMILK in den lokalen Testläden zu kaufen. Sie entschied sich für Anzeigen auf Facebook und Instagram und nutzte geografisches Targeting rund um die Geschäfte. Zu ihrer Überraschung erreichte sie ihr Ziel binnen kürzester Zeit, und die Kund:innen gingen sogar mit Screenshots der Instagram-Anzeigen in die jeweiligen Drogeriemärkte.

Wie finde ich Creator, die zu meiner Brand passen? In welcher Größenordnung sollte ich suchen?

Um Marken und Creator zusammenzubringen, haben wir mit dem Aufbau des Brand Collabs Managers begonnen, den wir kontinuierlich optimieren und für unsere Plattformen etablieren wollen. Damit können Marken schnell die richtigen Creator finden und verwertbare Erkenntnisse über das jeweilige Publikum erhalten. Sie können auch Branded-Content-Beiträge erstellen und diese für das Anzeigen-Targeting verwenden. Die Registrierung und Nutzung ist kostenlos. Creator wiederum können ein Portfolio mit ihren Informationen, Interessen und einer Beschreibung ihrer Inhalte erstellen, um leichter gefunden zu werden. 

Was die Größenordnung angeht: Größer ist nicht immer besser, und natürlich spielt auch das verfügbare Budget eine Rolle. Wenn ihr kleine bis mittelgroße Creator entdeckt, die perfekt zu eurer Zielgruppe passen, dann probiert es doch gerne mal mit ihnen aus. Generell sollte eine Zusammenarbeit nicht nur eine einfache Dienstleistung sein, sondern ihr solltet langfristige, authentische Beziehungen anstreben, die das Wachstum auf beiden Seiten fördern und einen Mehrwert schaffen.


Interview zu lang? Auf unserem Instagram Account haben wir die spannendsten Learnings zusammengefasst.


Wie viel Freiheit sollte ich Creator in ihren Videos und Posts geben? Wie ausführlich sollte mein Briefing sein?

Eine gute Zusammenarbeit lebt durch den Austausch von Ideen. Creator haben oft die großartigsten Ideen, die das Potenzial bergen, die Community zu überraschen. Bindet sie frühzeitig in eure Strategieentwicklung ein, und ihr werdet sehen, wie vielseitig eure Markeninhalte werden. Wenn ihr ihnen ein Briefing ausgehändigt habt, ladet sie ein, Feedback zu geben! Hugo Boss und Russell Athletic haben beispielsweise bei der letzten Modenschau in Mailand gezeigt, wie eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Creatorn aussehen kann. Sie schlossen sich mit dem Creator und Videofilmer Fred Stauffer zusammen, um Reels and Reels Ads in Echtzeit zu erstellen, die ein hohes Maß an Engagement und Aufmerksamkeit vor, während und nach der Veranstaltung erzeugten. Dafür arbeiteten sie vor Ort und in Echtzeit mit Creator wie Khaby Lame, Alica Schmidt, The Elevator Boys, Futuristix, Olivia LVS und vielen anderen zusammen.

Video-Content ist gefragter denn je, doch gerade kleine Unternehmen können nicht unbedingt eine Agentur damit beauftragen. Hast du budget-friendly Videoproduktionstipps?

Simplicity is key! Haltet es einfach. Beispielsweise führen mit einem Smartphone aufgenommene Stories mit 63 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit zu besseren Ergebnissen bei Kauf, App-Installation und Kaufabschluss als in einem Studio aufgenommene Clips und Anzeigen. Ihr braucht also wirklich nur ein Smartphone, um mit der Produktion von Videoinhalten zu beginnen. Schaut euch auch Creator an; die meisten von ihnen nutzen ihre Smartphones und die von unseren Apps angebotenen Funktionen und Effekte, um virale Videos oder Reels zu erstellen. Es beginnt alles mit der Kreativität. Ein paar Ideen: Zeigt, wie die Arbeit mit euren Kolleg:innen aussieht, wie Produkte hergestellt werden, teilt Einblicke hinter die Kulissen, animiert eure Community zum Mitmachen und fördert User-Generated Content. Daneben bietet unser Mobile Studio eine Auswahl benutzerfreundlicher Apps, mit denen ihr in wenigen Minuten überzeugende Ideen entwickeln könnt. Achtet speziell bei mobilen Video Ads auf die folgenden Best Practices: Weckt das Interesse in den ersten drei Sekunden, fügt euer Logo und eine klare Botschaft hinzu, gestaltet euer Video so, dass es auch ohne Ton funktioniert und wählt ein vertikales oder quadratisches Format. 

Du erstellst für deinen eigenen Instagram Account regelmäßig Reels. Hast du drei Tipps, was du bisher für dich bei der Erstellung gelernt hast?

Mein größter Tipp: Loslegen und Ausprobieren – bei Reels geht es um Unterhaltung, Spaß und Trends. Ihr müsst kein:e Expert:in für Reels sein, um eigene Videos zu produzieren. Spielt einfach mit den Funktionen rum und guckt, was daraus entsteht. Probiert AR-Effekte aus – ihr könnt eine unbegrenzte Anzahl verschiedener Filter innerhalb eines Reels verwenden. Ihr könnt auch schnelle Schnitte zwischen Clips verwenden, um die Übergänge fließend zu gestalten und eure Reels lebendiger und aufregender zu machen. Es ist möglich, Texte in euren Reels zu platzieren, die zu genau festgelegten Zeitpunkten erscheinen und verschwinden, um eine Geschichte zu erzählen, und natürlich ein Klassiker: Lipsync, das funktioniert immer und macht eine Menge Spaß. Auch für Unternehmen bieten Reels die Möglichkeit, eine ganz andere Seite ihrer Persönlichkeit zu zeigen und damit viele Menschen von sich zu überzeugen – so wie die Einrichtungsmarke Westwing, die es geschafft hat, unglaubliche 25 Millionen organische Aufrufe pro Woche (!) zu erzielen. 

Wie kann ich aktuelle Reels Trends entdecken?

Ihr könnt Trends entdecken, indem ihr einfach durch den „Reels“-Tab swiped. Wenn ihr auf einen Musiktitel tippt, könnt ihr auch sehen, wie viele Leute bereits ihre eigenen Reels für diesen Song erstellt haben. Das Gleiche gilt für AR-Filter. Werft gern auch einen Blick auf den @creators Account, wo wir regelmäßig einen Reels-Trendbericht veröffentlichen. Da wir viel Feedback zu diesem Thema bekommen, werden wir weiterhin an Möglichkeiten arbeiten, interessante Reels noch schneller entdecken zu können.

Wie schnell müssen Reels erfahrungsgemäß umgesetzt werden, um nicht schon wieder Schnee von gestern zu sein?

Das hängt vom jeweiligen Trend ab. Manche werden innerhalb von Stunden groß, andere halten sich wochenlang. Wenn ihr einen Trend seht, der euch Spaß macht, und ihr ihn ausprobieren wollt, dann tut es. Ich sehe auch viele Reels, die einen „alten“ Trend weiterentwickeln und ihn zu neuem Leben erwecken. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. 

Inwieweit sollten Unternehmen auf aktuelle (politische) Geschehen eingehen? Das Posten eines schwarzen Quadrats als Feed Post zur BlackLivesMatter-Bewegung beispielsweise wurde von vielen Usern ja auch eher negativ aufgenommen.

Mein Rat wäre, euer Community genau zuzuhören. Merkt euch, wie die verschiedenen Inhalte aufgenommen werden. Stimmt das, was ihr posten wollt, mit dem überein, wofür ihr normalerweise steht und was ihr teilt? Oder wäre es etwas aus dem Zusammenhang gerissen? Ihr wollt vermeiden, als unauthentisch abgestempelt zu werden.


Wir bedanken uns herzlich für das Interview und die interessanten Insights.

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