Viele Menschen denken nicht wirklich lange darüber nach, ihre persönlichen Daten wie die E-Mail-Adresse, den Standort, das Geburtsdaten und Co. mit Social-Media-Plattformen – und generell Web-Anbieter:innnen – zu teilen. Trotz verschiedener Datenschutzskandale der größten Tech-Konzerne. Denn sie sind für viele inzwischen zum mitunter wichtigsten Kommunikationsmittel, Entertainment-Medium, Dating-Portal. virtuellen Treffpunkt und zur relevantesten News-Quelle avanciert. Doch wie kostbar ist unser persönlichstes Gut eigentlich für die größten Tech-Unternehmen eigentlich wirklich? Dieser Frage widmete sich das Software-Unternehmen heyData. Die Ergebnisse haben wir die in diesem Artikel aufgeschlüsselt.

So gewinnen die Social-Unternehmen nur mit deinen Daten

Derzeit ist das reguläre Angebot der beliebtesten Social- und Entertainment Networks kostenlos, auch wenn Bezahl-Features, wie Paid Live Events auf TikTok oder auch Elon Musks Twitter-Blue-Plan inklusive dem blauen Haken für 7,99 US-Dollar pro Monat bereits darauf hinweisen, dass soziale Netzwerke in naher Zukunft nicht mehr gebührenfrei sein könnten; zumindest nicht im vollen Umfang. Doch zum jetzigen Standpunkt stammen die Milliardenumsätze weniger aus Abonnements, sondern vielmehr aus Werbekampagnen und Ads, die die Unternehmen aufgrund der passgenauen, auf Daten basierten, Ausspielung buchen sowie aus der kommerziellen Verwertung von Daten ihrer Nutzer:innen. Einige soziale Netzwerke verkaufen Datensätze sogar direkt an Dritte. Das Recht dazu lassen sich die Plattformen in den Nutzungsbedingungen einräumen.

So hoch sind die Umsätze der größten Social-Unternehmen

Das reguläre Angebot der bekanntesten sozialen Netzwerke ist für Nutzer:innen kostenlos und trotzdem machen die größten Tech-Unternehmen Jahresumsätze in Milliardenhöhe. So beendete Meta sein Geschäftsjahr 2021 mit 118 Milliarden US-Dollar Umsatz. Im gleichen Zeitraum setzte TikTok mehr als 58 Milliarden US-Dollar um und Twitter erzielte etwa fünf Milliarden US-Dollar Umsatz. Dieses Jahr lief es wirtschaftlich, unter anderem aufgrund der ökonomisch instabilen Zeiten, für Meta, Google und Twitter im zweiten Quartal weniger erfolgreich, doch immer noch imposant.

Die Milliardenumsätze verdeutlichen trotz der diesjährigen für die Unternehmen im Vergleich schwächeren Umsätze, wie wertvoll deine persönlichen Daten sind. Zwar sind sich viele Nutzer:innen darüber bewusst, dass sie Teil eines modernen Tauschhandels sind: Umfassendes Tracking gegen die (bislang) kostenlose Nutzung der Social-Netzwerke. Doch dieses Verständnis hält nur wenige davon ab, den Pakt abzuschließen.

So viele Menschen nutzen Social-Plattformen

Die Anzahl der Internetnutzer:innen weltweit wird auf 4,9 Milliarden geschätzt.

Global Overwiew Report: Anzahl der Internet User und aktiven Social Media User 2022, © Digital 2022

Soziale Netzwerke werden von knapp 94 Prozent der User genutzt: Genau genommen soll sich der Hochrechnung zufolge die Gesamtzahl der aktiven Social-Media-Nutzer:innen auf 4,6 Milliarden weltweit belaufen. Wie Statistas „Global Consumer Survey“ ergeben hat, zählen auch in Deutschland Social-Netzwerke nach Messengern zu den am häufigsten genutzten web-basierten Anwendungen. Sie werden von rund zwei Drittel der befragten Deutschen täglich genutzt. Allein Instagram nutzen in Deutschland aktiv 29,9 Millionen Menschen.

Ob der tatsächliche Preis für die Weitergabe von Daten im Zuge der Nutzung zu hoch ist, nicht nur hinsichtlich der immensen Gewinne, die die Tech-Unternehmen damit verbuchen? Diese Frage wird medial immer wieder diskutiert; doch tatsächlich können sich nur wenige vorstellen, ganz auf TikTok, Instagram, WhatsApp oder Google zu verzichten.

So viel sind deine Daten wert

Die wertvollste Ressource der Welt? Eventuell Daten. Denn die größten Tech-Unternehmen verdienen eine Menge mit deinen Informationen – und zwar mit jeder Minute, die du auf der jeweiligen Plattform verbringst. Aufschluss darüber, wie viel Geld sie tatsächlich mit Daten machen, gibt heyData anhand einer von Datenanalyst:innen durchgeführten Untersuchung. Im Rahmen dieser wurde der sogenannte Average Revenue per User (ARPU, deutsch: Durchschnittlicher Umsatz pro Nutzer:in) ausgelesen. Mithilfe des ARPU und auf Basis weiterer Daten, etwa die durchschnittliche Bildschirmzeit, zeigt heyData auf, wie viel soziale Medien und Netzwerke mit Daten verdienen. Und das sind die Ergebnisse:

So viel sind deine Social-Daten wert, © heyData (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zu einer größeren Ansicht)
  • Nach einem Jahr Tracking und bei durchschnittlicher Bildschirmzeit vermarkten die Plattformen von Meta die gewonnenen, personenbezogenen Daten eines Users für etwa 200 Euro.
  • Mit jeder Minute, die Nutzer:innen auf Facebook oder Instagram verbringen, verdienen die Plattformen etwa zwei Cent.
  • Twitter, TikTok und Snapchat müssen Usern mindestens zwei Minuten auf der Plattform halten, um einen Cent zu verdienen. YouTube benötigt sogar fünf Minuten Bildschirmzeit, um einen Cent umzusetzen.
  • Nutzer:innen, die länger als 33 Minuten täglich auf Facebook oder länger als 29 Minuten täglich auf Instagram verweilen, generieren höhere Umsätze für Meta. Aus diesem Grund versuchen die sozialen Netzwerke ihre User so lange wie möglich auf der Plattform zu halten. Meta verdient etwa zwei Cent pro Minute Bildschirmzeit.
  • Während Facebook und Instagram rund 200 Euro pro User im Jahr generieren, erzielt TikTok aktuell lediglich knapp 66 Euro, Twitter etwa 54 Euro und Youtube nur knapp 29 Euro pro Jahr und Nutzer:in.

Nicht umsonst: Das kosten uns unsere Daten wirklich

Die Nutzung digitaler Medien bringt ein spezifisches Problem mit sich: die Sorge um Datenmissbrauch. Und leider sind Datenschutzskandale bei großen und kleinen Tech-Unternehmen keine Seltenheit. Die vor allem bei der Gen Z beliebte Entertainment-Plattform TikTok etwa wird derzeit aufgrund ihrer Beziehung zu China derzeit besonders kritisch betrachtet. Und Meta entdeckte kürzlich über 400 Apps, die Login-Daten für Instagram und Facebook stehlen. Über eine Million User waren betroffen und wurden dahingehend von Meta informiert. Erst im März dieses Jahres musste das Unternehmen mit CEO Mark Zuckerberg 17 Millionen US-Dollar Strafe wegen Datenschutzverstößen zahlen. Google musste Anfang dieses Jahres satte 150 Millionen Euro an die französische Datenschutzbehörde zahlen und wurde auch mit einer der größten Strafzahlungen, die die EU aufgrund von Kartellrechtsverstößen im Digitalraum bisher verhängt hat, belegt.

Das zeigt: Das Thema ist nicht nur im Zuge des Datenschutzes heikel, sondern auch im Bezug auf die Macht einzelner großer Tech-Unternehmen, die diese vor allem aufgrund ihrer immens großen Datensammlung besitzen. Seit geraumer Zeit ist bekannt, dass die EU in diesem Kontext die Regulierung von Tech-Konzernen für 2023 plant. Das Gesetz der digitalen Märkte (DMA) zielt auf eine gerechtere und stärker wettbewerbsorientierte Gestaltung der Digital-Branche ab. Wann die Regeln durchgesetzt werden könnten und was Plattformen blüht, wenn sie sich nicht an diese halten, erfährst du in diesem Artikel.

heyData-Quellen

Die Quellen über die durchschnittliche tägliche Nutzungszeit auf den Plattformen in Minuten stammen von Insidier Intelligence (Daten aus 2017-2022) und dem Global Overview Report von Digital 2022. Für den ARPU zieht heyData die Insights von Facebooks Quartalsbericht aus dem zweiten Quartal 2022 heran. Instagrams Ergebnisse basieren auf Berechnungen von heyData, die wiederum auf Quellen von Insider Intelligence und Datareportals „Instagram Statistics and Trends” beruhen. Für TikTok und Twitter wurden ebenfalls die Insights von Insider Intelligence herangezogen. YouTubes Umsätze pro User wurden anhand von Informationen von seekingalpha, des Quartalsberichts von Alphabet für das zweite Quartal 2022 sowie ebenfalls mithilfe von Informationen von Insider Intelligence und Datareportal erhoben. Schließlich stammen die Erkenntnisse über Snapchat aus dem Quartalsbericht Snap Inc aus dem vierten Quartal 2021.


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