Das generative Video-Tool Sora ist inzwischen auch für ChatGPT-Nutzer:innen ohne Bezahlabo zugänglich – zumindest eingeschränkt, wie unser Test bestätigt. Auch der Tech-Experte Radu Oncescu, der regelmäßig Entwicklungen rund um OpenAI auf X begleitet, berichtet über die Öffnung für Free User.
OpenAI now allows ChatGPT free users to generate videos with Sora.@testingcatalog @btibor91 pic.twitter.com/KCTM2j2cAx
— Radu Oncescu (@oncescuradu) April 24, 2025
Die Öffnung für Free User markiert eine neue Phase im Roll-out des Tools, das zuvor zahlenden ChatGPT Plus- und Pro-Abonnent:innen vorbehalten war. Nach der Ankündigung Anfang 2024 und einem gestaffelten Zugang über den Sommer und Herbst, wurde Sora im Februar 2025 auch für Nutzer:innen in Deutschland sowie weiteren europäischen Ländern verfügbar gemacht.
KI-Video-Tool Sora kommt endlich nach Deutschland
Texte werden zu Clips: So funktioniert Sora
Sora wandelt einfache Textbeschreibungen oder hochgeladene Bilder in bis zu 20-sekündige Videos um. Das Besondere: Die Clips wirken überraschend realitätsnah – oder bewusst surreal. Nutzer:innen können zwischen Quer-, Hoch- oder quadratischen Formaten wählen und über ein sogenanntes Storyboard Tool gezielt festlegen, wie Szenen aufeinander folgen. Zusätzliche Features wie der Remix-Modus erlauben die Veränderung einzelner Sequenzen, der Blend-Modus sorgt für weiche Übergänge. Das Resultat erinnert eher an die Postproduktion in Adobe After Effects als an ein Textfeld – bleibt aber intuitiv.
Ein Blick auf den Explore-Bereich von Sora zeigt bereits erste Videowerke der Community: animierte Traumlandschaften, dystopische Städte oder Musik-Clips mit Stop-Motion-Anmutung. Auch gezeigte Beispiele von OpenAI – etwa ein im Puppenstil generiertes Musikvideo – geben einen Vorgeschmack darauf, wie sich visuelle Welten aus wenigen Prompts erzeugen lassen.

Die visuelle Qualität von Sora lässt sich auch exemplarisch an unserem Test nachvollziehen: Das von uns mit KI erzeugte Bild zeigt eine realitätsnahe Darstellung eines Mannes auf dem Spielfeld eines vollen Stadions – generiert allein durch eine textbasierte Eingabe. Die generative KI von OpenAI produziert nicht nur fotorealistische Details wie Lichtstimmung, Körperhaltung und Hintergrundkomposition, sondern auch eine stimmige emotionale Wirkung.

Was Sora (noch) nicht kann
Wer das KI-Video-Tool testen wollte, brauchte bis vor Kurzem mindestens ein ChatGPT Plus-Abo. Damit ließen sich erste Video-Clips in 480p-Auflösung generieren – allerdings in begrenztem Umfang. Deutlich mehr Spielraum bot ChatGPT Pro, mit dem sich Videos in bis zu 1080p-Auflösung erstellen ließen, inklusive längerer Laufzeiten und einem etwa zehnfach erhöhten Nutzungskontingent. Jetzt können auch Nutzer:innen ohne kostenpflichtiges Abo auf Sora zugreifen. Wie genau die Nutzung in der Free-Version ausgestaltet ist, ist jedoch noch unklar. Bei einem Test erhielten wir den Hinweis:
Video generation is temporarily disabled for new accounts.
Der Bereich Images ist zugänglich und die Schaltflächen zur Bildauswahl sind nicht deaktiviert, während die Schaltflächen Storyboard und Video Generation deaktiviert sind. Der Ansturm scheint somit groß – und OpenAI regelt den Zugang aktuell offenbar über Warteschleifen. Lediglich die Bildgenerierung funktioniert derzeit zuverlässig. Unverändert streng bleibt OpenAIs Haltung zum Thema Sicherheit: Deepfakes, gewalthaltige Szenen oder andere missbräuchliche Inhalte sind nicht erlaubt. Um Transparenz zu gewährleisten, versieht OpenAI alle mit Sora erstellten Inhalte standardmäßig mit Metadaten gemäß dem C2PA-Standard (Coalition for Content Provenance and Authenticity). Diese Metadaten ermöglichen es, die Quelle und den Erstellungsprozess eines Videos zu verifizieren. Zusätzlich werden sichtbare Wasserzeichen in die Videos eingebettet, die darauf hinweisen, dass der Inhalt mit Sora generiert wurde. Diese Maßnahmen sollen die Transparenz erhöhen und die Verbreitung von irreführenden oder manipulierten Inhalten erschweren.
Adobe Firefly vs. Sora: Welche KI dominiert das Bewegtbild?
Mit Adobe Firefly Video steht Sora ein ein etabliertes Konkurrenz-Tool gegenüber. Beide setzen auf multimodale KI und versprechen intuitive Videoerstellung – unterscheiden sich aber in ihrer strategischen Ausrichtung. Während Adobe auf tiefe Integration in die Creative Cloud und eine enge Anbindung an bestehende Workflows setzt, verfolgt OpenAI eine radikal niedrigschwellige, prompt-basierte Logik.
In der Praxis richtet sich Firefly vor allem an Nutzer:innen, die bereits mit der Adobe Creative Cloud arbeiten – etwa Designer:innen, Agenturen oder Content Teams mit etablierten Produktions-Workflows. Gleichzeitig bietet Adobe mit Firefly eine intuitive Web-Oberfläche, die sich auch an Einsteiger:innen ohne Design- oder Schnittkenntnisse richtet.
Sora verfolgt einen ähnlich niedrigschwelligen Ansatz, geht aber noch stärker in Richtung Prompt-First-Erlebnis: Das Tool adressiert eine breite Zielgruppe – von Content Creatorn über Social Media Teams bis hin zu Marketing-Abteilungen, die ohne technische Vorkenntnisse schnell visuelle Prototypen oder aufmerksamkeitsstarke Clips erstellen möchten. Eine detaillierte Analyse beider Tools – inklusive Anwendungsbeispielen, Funktionen und Grenzen – liefert der Artikel.
Adobe Firefly oder OpenAI Sora?
Das beste KI-Tool für deine Videos
Sora bringt Bewegung in die Content-Kultur
Ob Werbe-Clip, Musikvideo oder Kurzfilm: Sora bietet Creatorn neue Werkzeuge – und stellt klassische Produktionsprozesse infrage. Die Vorstellung, dass ein:e einzelne:r Texter:in zum Video-Director wird, ist keine Vision mehr, sondern bereits gelebte Praxis.
Damit verändert sich auch die Rolle von Kreativität im Produktionsprozess: KI-generierte Videos eröffnen neue Wege der visuellen Kommunikation – sie beeinflussen, wie Marken Geschichten erzählen, wie Agenturen Ideen visualisieren und wie Content Creation im Alltag zunehmend automatisiert und gleichzeitig individualisiert wird. Dabei geht es nicht um den Ersatz kreativer Arbeit, sondern um deren Weiterentwicklung: Sora ersetzt keine Originalität – das Tool verschiebt sie den Prompt. Sprache wird zum zentralen Gestaltungselement.
Insgesamt markieren Tools wie Sora den Beginn einer neuen Ära der Bewegtbildproduktion – intuitiver, schneller und für viele zugänglicher als je zuvor. Wer diese Entwicklung früh versteht und strategisch einsetzt, verschafft sich nicht nur einen technologischen Vorsprung, sondern auch kreative Freiheit. Denn: Die Zukunft des Videos beginnt nicht mit Kamera und Drehplan, sondern mit einer Idee und einem Textfeld.
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