Nach einer umstrittenen Freischaltung des User-Kontos von Ex-US-Präsident Donald Trump sollen weitere zuvor gesperrte User wieder zurück zu Twitter dürfen. Denn Twitter-Chef Elon Musk bietet diesen nach einem User Voting Amnestie an. Spätestens jetzt dürften noch mehr Menschen über einen Wechsel zu Mastodon oder aber der neuen Trend App Hive Social nachdenken.
Ergebnis von Musks User-Umfrage: 72,4 Prozent für die Freischaltung zuvor gesperrter Twitter Accounts
Vergangene Woche führte der Twitter CEO eine Umfrage auf seiner Plattform durch, in der er seine Twitter-Gefolgschaft fragte, ob er Accounts, die „nicht gegen das Gesetz verstoßen haben oder unerhört Spam verbreitet haben“, zurückholen soll. Etwa 72,4 Prozent der Nutzer sprachen sich für die Freischaltung aus – 27,6 Prozent dagegen.
JUST IN: General amnesty for suspended Twitter accounts will begin next week.
— Remarks (@Remarks) November 24, 2022
Expert:innen sowie die Twitter Community blicken diesem Resultat besorgniserregend entgegen und befürchten die Zunahme von Fake News und Hate Speech – die gravierende Folgen haben kann.
Ist Musks Abstimmungsverfahren für derlei Belange vertretbar?
Solche Umfragen sind jedoch nicht repräsentativ – und daher nicht für solch schwerwiegende Entscheidungen zielführend –, da sie vergleichsweise einfach durch Bots verfälscht werden können. Es ist demnach unklar, hinter wie vielen der 3,1 Millionen Stimmen tatsächlich Menschen stecken.
Wie schon im Zusammenhang mit der Entsperrung von Trump schrieb Musk in seinem Tweet darüber hinaus „Vox Populi, Vox Dei“ – Volkes Stimme (ist) Gottes Stimme. Das Volk habe gesprochen, weshalb die Amnestie nächste Woche beginnen werde. Der Ausspruch stammt allerdings aus einem Brief Alkuins an Karl den Großen (um 798): „Nec audiendi qui solent dicere: ‚Vox populi, vox Dei‘, cum tumultuositas vulgi semper insanię proxima sit“, zu Deutsch: „Auf diejenigen muss man nicht hören, die zu sagen pflegen, ‚Volkes Stimme, Gottes Stimme‘, da die Lärmsucht des Pöbels immer dem Wahnsinn sehr nahekommt.“ Das zeigt, dass Musk für seine Entscheidung nicht nur ein anfechtbares Mittel genutzt hat, sondern er sich darüber hinaus auch an einem Sinnspruch für die Legitimation seiner Entscheidung bedient, die im Kern eigentlich genau das Gegenteilt meint.
Diese zuvor gesperrten Accounts dürfen bereits wieder twittern
Ex-US-Präsident Donald Trump sieht laut eigener Aussagen aktuell keinen Grund für eine Rückkehr zu Twitter – und plädiert für die Nutzung seiner eigenen Social-Plattform Truth Social, auf der er seine Fans unter anderem regelmäßig über seine geplante Kandidatur für seine erneute US-Präsidentschaft in 2024 informiert. Sein Twitter Account wurde 2021 wegen der Gefahr der Anstiftung zu Gewalt gesperrt, nachdem Trump-Anhänger:innen das US-Kapitol gestürmt hatten.
Musk hat auch unter anderem die Twitter-Konten von Rapper Ye (ehemals Kanye West) und Influencer Andrew Tate reaktiviert. Bei dem Verschwörungstheoretiker Alex Jones erklärte Musk jedoch, dass dieser nicht zu Twitter zurückkehren dürfe. Infowars-Moderator Jones musste 1,44 Milliarden US-Dollar Schadensersatz zahlen, nachdem er fälschlicherweise und wiederholt behauptet hatte, dass die Schießerei in der Sandy Hook School von 2012 in den USA, bei der 20 Kinder und sechs Erwachsene getötet wurden, ein Scherz war. In dem Fall erklärte Musk, dass er „keine Gnade“ für diejenigen habe, die „den Tod von Kindern für Gewinn, Politik oder Ruhm nutzen würden.“
Fake News und Hate Speech: Das könnten die Folgen von Musks Entsperrungen sein
Der Journalist Jason Wilson erklärt auf Twitter, dass Werbetreibende aufgrund von Musks Entsperrungen nicht auf Twitter werben sollten, wenn sie nicht seine Bemühungen, die Plattform zu einem Kommunikationsmedium für zuvor verbotene Extremist:innen zu verwandeln, mitfinanzieren möchten. Bereits jetzt wirbt über ein Drittel von Twitters Top Advertisern nicht mehr auf der Plattform.
This sets up an extremely clear choice for advertisers. If you buy ads on here you’re financing his effort to turn this place into a platform for previously banned extremists, many of whom have a history of violence pic.twitter.com/oNd0A08ql0
— jason wilson (@jason_a_w) November 24, 2022
Alejandra Caraballo von der Harvard Law School twittert eine deutliche Warnung hinsichtlich Musks Amnestie für ehemalige gesperrte Accounts.
I’ve had several accounts get suspended for posting my address under my tweets. That’s not illegal. Are they going to be brought back under this amnesty? This is going to get activists, civil rights leaders, and government officials killed. pic.twitter.com/ai8HP11kQQ
— Alejandra Caraballo (@Esqueer_) November 24, 2022
Diese Tweets geben einen Einblick in die gravierenden Folgen von Musks Plänen und die generellen fatalen Auswirkungen, die Falschinformationen, Hassrede und Belästigung auf Social-Plattformen haben können. Vor allem im Zuge dessen, dass immer mehr Menschen ihre Nachrichten über soziale Netzwerke wie TikTok oder Twitter erhalten, sollte eine solche Entscheidung nicht via Umfrage von nur einem Menschen, egal welches Amt sie:er innehat, erfolgen.
Du möchtest wissen, wie man Menschen mit klassischen News via Social Media erreicht und was Publisher hinsichtlich der Gefahren im Zuge von Desinformation und Hassrede beachten sollten? Wir haben genau zu diesem Thema mit Irena Bauer, Head of Social Media News & Magazine bei der RTL Deutschland GmbH, in unserem Digital Bash Podcast gesprochen.
Elon Musk soll offene Twitter-Rechnungen nicht bezahlen
Der Chief Twit Elon Musk fährt derzeit einen strengen Sparkurs; nicht zuletzt, indem er über der Hälfte der Belegschaft kündigte (jetzt möchte er laut eigener Angaben wieder Einstellungen vornehmen), den „Hardcore“-Einsatz der verbliebenen Mitarbeiter:innen durch ein Ultimatum forderte und die Kürzung von Mitarbeiter:innen-Benefits vornahm. Sein vorrangiges Ziel ist, dass Twitter profitabel so profitabel wie möglich werden soll, um einen möglichen Bankrott, den er selbst nicht ausschließt, zu vermeiden.
Doch aktuelle interne Quellen berichten, dass er aktuell nicht einmal die Twitter-Rechnungen bezahlen kann beziehungsweise möchte. Wohl auch, weil bereits zahlreiche Werbekund:innen wegen der Folgen von Musks Herrschaft ihre Anzeigen auf Twitter pausiert haben. Die offenen Posten sollen einen Wert von mehreren Hunderttausend US-Dollar haben. Das berichtet die New York Times unter Berufung auf mehrere interne Unternehmensquellen. Dabei geht es um verschiedene Posten: Vor allem Reisekostenabrechnungen aus der Zeit vor der Übernahme, die mit der Begründung abgelehnt wurden, dass die Reisen vom neuen Management nicht genehmigt worden wären. Anrufe der geprellten Unternehmen werden laut Aussagen der Informanten einfach ignoriert. Neben den überfälligen Reisekosten sind nach Angaben der Insider wohl auch einige Mietzahlungen für Büroräume offen.
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