Eine der größten Hürden beim Privatverkauf über eBay stellen die Gebühren dar, die das Unternehmen einfordert. 35 Cent Einstellungsgebühr und elf Prozent Provision an eBay sorgen seit langer Zeit für Unmut bei den Verkäufer:innen. Und die müssen sich seit Jahresbeginn 2023 auch damit auseinandersetzen, dass das Finanzamt in Deutschland inzwischen Daten von Vielverkäufer:innen einfordert, die die E-Commerce-Plattformen im Rahmen des neuen Steuertransparenzgesetzes übermitteln. Jetzt gibt es jedoch eine bahnbrechende Änderung für private Seller auf eBay in Deutschland: Das Unternehmen kündigt das Ende der Gebühren für Privatverkäufer:innen an.

Das ändert sich jetzt auf eBay – aber nur in Deutschland

Die Tagesschau berichtet, dass ab dem 1. März 2023 sämtliche Gebühren für als Privatverkäufer:innen registrierte User wegfallen sollen. Damit müssen bei Verkäufen von beispielsweise Kleidung oder Möbelstücken, die weitergegeben werden sollen, keine Einstellungsgebühr und Provision mehr gezahlt werden. Nach Unternehmensangaben möchte man somit die größte Hürde, die Menschen gegebenenfalls auch am Verkauf über eBay hindern könnte, abbauen. Die neue Regelung soll den Privatverkauf in Deutschland weiter anregen, während die Gebühren in den für eBay größten Märkten, in den USA und im Vereinigten Königreiche, vorerst bestehen bleiben.

Die Entscheidung des Unternehmens kann als Anreiz für mehr Verkaufsinitiativen von Privatpersonen gelesen werden. eBay generiert laut der Tagesschau rund 80 Prozent des Umsatzes, möchte das Geschäft mit den Privatverkäufer:innen aber aus verschiedenen Gründen weiter ankurbeln. Einer davon ist, dass die aktiven Verkäufer:innen auch viel über die Plattform kaufen. Oliver Klinck, Geschäftsführer von ebay Deutschland, erklärt:

Wir sehen, dass die privaten Verkäufer auch als Käufer viel aktiver sind. Diejenigen, die über Ebay verkaufen, shoppen auch doppelt so viel wie die Käufer, die nur einkaufen.

Darüber hinaus soll der gebührenfreie Privatverkauf dazu beitragen, Zusatzeinnahmen für Menschen zu generieren, die aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage Mehreinkünfte gut gebrauchen können, von denen eBay keinen Teil erhält. Durch den jüngsten Schritt könnte die E-Commerce-Plattform auch den schon bestehenden Trend zum Wiederverkauf fördern, der gerade in Deutschland vorherrscht und die Nachhaltigkeit im Verkauf steigern könnte.

eBays Umbruch: Kein Kleinanzeigen mehr und Einbruch beim Bruttohandelsvolumen

Der jüngste Schritt, die Gebühren für den Privatverkauf einzustellen, wirkt auf den ersten Blick trotz der Erklärungen Klincks kontraproduktiv für die Handelsplattform. Allerdings muss diese einigen Entwicklungen gegensteuern, die den Handel – insbesondere im Privatsegment – beeinträchtigen. Zum einen gehört die Sparte Kleinanzeigen seit 2021 nicht mehr zu eBay. Adevinta betreibt diesen Bereich inzwischen und spätestens 2024 muss aus eBay Kleinanzeigen auch dem Namen nach nur Kleinanzeigen werden. Die Kernidee des Geschäfts soll jedoch gleich bleiben, erklärt Kleinanzeigen-CEO Paul Heimann:

Wir haben uns die Frage gestellt, was eBay Kleinanzeigen ohne eBay ist. Die Antwort ist einfach: Kleinanzeigen. Der neue, alte Name ist zugleich ein Versprechen an unsere Nutzer: Wir bleiben, wofür wir heute stehen. Immerhin ist eBay Kleinanzeigen hierzulande eine der bekanntesten und beliebtesten Marken.

Zum anderen hat eBay seit Jahren mit einem Relevanzverlust im E-Commerce-Wettbewerb zu kämpfen. Vor rund einem Jahr musste das Unternehmen trotz Gewinnzuwachses einen großen Rückgang aktiver Buyer und Seller verkraften. Zudem ging das Bruttohandelsvolumen vom vierten Quartal 2020 bis zum vierten Quartal 2021 um knapp zehn Prozent, auf 20,7 Milliarden US-Dollar, zurück. In den jüngsten Quartalszahlen zum vierten Quartal 2022 lag dieses nur noch bei 18,2 Milliarden US-Dollar.

Weniger Buyer und Seller als dauerhaftes Problem

Auch die Zahl der aktiven Käufer:innen und Verkäufer:innen ist zurückgegangen und liegt noch bei 135 Millionen weltweit. Sogar der Quartalsumsatz ging dieses Mal zurück, um etwa vier Prozent auf 2,5 Milliarden US-Dollar. Trotzdem nannte das Unternehmen die Zahlen „besser als erwartet“. Steve Priest, Chief Financial Officer bei eBay, schreibt:

Our Q4 results demonstrate the continued resilience of our marketplace amid economic uncertainty. I’m extremely proud of our teams for delivering on their quarterly financial commitments, maintaining prudent cost discipline, and executing key deliverables in support of our strategy.

Die Gebührenstreichung im Bereich Privatverkauf dürfte den Umsatz kurzfristig weiter senken, langfristig möglicherweise aber zu mehr Aktivität auf der Plattform führen. Nach unserer Berichterstattung zu eBays Relevanzverlust im Frühjahr 2022 haben viele Verkäufer:innen die Vorgaben des Unternehmens beklagt und kommentiert, sie würden deutlich weniger verkaufen als zuvor. Das könnte sich ab März 2023 wieder ändern; und womöglich gilt Deutschland als drittgrößter Markt für das Unternehmen ohnehin extrem wichtig, als Testballon für die USA und das Vereinigte Königreich.


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