Es ist vollbracht – und Twitter steht womöglich vor der größten Veränderung seit der Gründung der Plattform im Jahr 2006. Der Rücktritt des Gründers und damaligen CEOs Jack Dorsey im Herbst vergangenen Jahres bedeutete eine große Zäsur. Mit der nun abgeschlossenen Übernahme durch Elon Musk, den reichsten Menschen der Welt, dürfte sich Twitter stark verändern. Musk zahlt knapp 44 Milliarden US-Dollar, 54,20 US-Dollar pro Aktie, an die Aktionär:innen, die den Deal schon seit einiger Zeit abgesegnet hatten.

Unmittelbar nach der Übernahme wurde bekannt, dass Elon Musk diverse Führungskräfte, darunter den bisherigen CEO Parag Agrawal, entlassen und sogar aus dem Twitter-Hauptquartier eskortieren ließ. Der Tesla-Chef wird selbst die Rolle des CEO einnehmen, er bezeichnet sich auf der Plattform bereits als „Chief Twit“. Welche konkreten Veränderungen er in dieser Position vornehmen wird, ist noch unklar. Vor Monaten hatte er sowohl Pläne für die Monetarisierung der Plattforminhalte als auch die Lockerung insbesondere der Hate-Speech-Richtlinien in den Raum gestellt. Letzteres könnte dafür sorgen, dass selbst lebenslang verbannte Accounts – wie jener von Ex-US-Präsident Donald Trump – wieder aktiv werden könnten.

Das Ende einer Saga: Elon Musk führt Twitter in eine neue Ära

Ab sofort wird Musk als Twitter-Chef auftreten und verschiedene Veränderungen für die populäre Social-Media-Plattform einführen. Entlassungen kündigte er bereits im Sommer an, nur wenige Monate, nachdem der Verkauf Twitters an den Multimilliardär ins Rollen gebracht worden war. Allerdings beschwichtigt der neue Chef laut Reuters bereits: Massenentlassungen seien nicht geplant. Viel Personal und auch einige Führungskräfte hatte das Unternehmen jedoch schon im Vorfeld der Übernahme verloren. Das Fachpersonal ist dann zum großen Teil zu Konkurrenzplattformen wie Apple, Pinterest, Facebook, Google und Co. gewechselt.

Besorgniserregend für die Plattform selbst ist aber auch, dass viele Top User, sogenannte Heavy Tweeters, nicht mehr so aktiv sind wie zuvor. Außerdem sind laut einem internen Bericht Twitters viele große Communities von einem Engagement-Verlust betroffen. Auch das möchte Musk ändern. In einem Brief an die Advertiser, den er auf Twitter teilte, erklärt der neue CEO, er habe Twitter nicht gekauft, um Geld zu machen. Er schreibt:

I didn’t do it to make more money. I did it to try to help humanity, whom I love. And I do so with humility, recognizing that failure in pursuing this goal, despite our best efforts, is a very real possibility.

Zu den konkreten Plänen für die Plattform äußert sich Musk nicht. In den vergangenen Monaten hatte er beispielsweise eine Gebühr für kommerzielle Twitter User und eine Gebühr für die Einbettung von Tweets verifizierter Creator vorgeschlagen. Darüber hinaus hatte sich Elon Musk zum Ziel gesetzt, eine Milliarde User auf der Plattform zu erreichen und wollte zu diesem Zweck auch die Richtlinien hinsichtlich Hate Speech anpassen.

Kommen Trump und Co. zurück zu Twitter?

We should allow people to say what they want,

sagte er. User sollten selbst sehr „empörende“ Dinge posten können. Die Frage, ob das nicht auch dazu führen könnte, dass User die Plattform verlassen, bejahte er. Twitter könne fragwürdige Tweets allerdings eindämmen, so Musk. Wie genau die Lockerung der Community-Richtlinien aussehen soll, ist noch unklar. Laut Bloomberg möchte Elon Musk lebenslängliche Sperren für Twitter Accounts aufheben. Das wiederum dürfte bei einer Reihe von Nutzer:innen für Empörung sorgen. Vor allem dann, wenn Hass und Hetze nur wenig reguliert auf der Plattform Raum finden; dagegen ging Twitter zuletzt aktiv vor. In seinem Brief an die Advertiser relativiert Musk aber bereits:

[…] Twitter obviously cannot become a free-for-all hellscape, where anything can be said with no consequences!

Die Pläne hinsichtlich der Anpassung der Richtlinien werden womöglich in den nächsten Tagen und Wochen transparent werden – ebenso wie die Pläne zur Monetarisierung der Plattform. Diesbezüglich ist ein stärkerer Fokus auf Paid Features – wie der Edit Button –, Shopping-Integrationen und Advertising zu erwarten. Auf letzteres deutet bereits der Brief an die Advertiser hin, in dem Musk erklärt, Twitter strebe an, die „respektierteste Advertising-Plattform der Welt“ zu werden.

Wir dürfen gespannt verfolgen, inwiefern sich Twitter als der „digitale Marktplatz“, den Musk in der Plattform sieht, nunmehr verändern wird. Musk hatte bis Freitag um 17 Uhr Ortszeit Zeit, um die Transaktion zu vollziehen. Ansonsten wäre der Deal doch noch vor Gericht gegangen, weil sowohl er als auch Twitter vor wenigen Monaten gegeneinander geklagt hatten. Die New Yorker Börse teilte mit, der Handel mit der Twitter-Aktie werde von Freitag an ausgesetzt. Zuvor war sie leicht gestiegen – hatte allerdings nicht ganz den Wert erreicht, den Musk den Aktionär:innen schließlich zahlte.

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