Es ist ungewöhnlich, von Apple eine Vorschau auf die nächsten (Technik-)Jahre zu bekommen. Vision Pro ist ein solcher, zukunftsgerichteter (Aus-)Blick. Es überraschte nicht, dass sie das angepeilte Veröffentlichungsfenster für „early 2024“ ansetzen. Mich überraschte vielmehr, dass Vision Pro bereits eine klare Vision zeigte.

Person, die Vision Pro trägt.

Einige Videoausschnitte kratzten haarscharf an peinlichen CGI-Konzept-Demos – diesen tiefen Gruselgräben, die andere Firmen in Form von Prototypen zeigen. Beim zweiten Anschauen wurde allerdings deutlich, wie technisch herausfordernd der Blick durch die Brille ist, wenn man vor einem zweidimensionalen Bildschirm sitzt.

Die Präsentation stimmte, weil sie die Stärke von Mixed-Reality – digitale Inhalte mit der physischen Welt zu verbinden – hervorhob.

Der fließende Übergang, bei dem man mit der digitalen Krone eine virtuelle Räumlichkeit über seine Realität legt, ließ mich sprachlos zurück. Es ist schwierig, sich vorzustellen, wie sich das hinter den Brillengläsern anfühlt. Die ersten echten Erfahrungsberichte halten fest, dass wir beim Schauen der Keynote auf unseren Bildschirmen dieses Gefühl verpassten.

Deutlich wurde jedoch: Apple beginnt hier komplett neu. Hunderte Fragen zur Gestensteuerung kitzeln mir in den Fingerspitzen. Wie gut kann das sein? Wie intuitiv erschließt sich das neue Paradigma einer Hand-Augen-Koordination? Und was ist mit allen Interaktionen, die wir noch gar nicht gesehen haben?

Mich stimmt die durchweg kohärente Idee, die Vision Pro gestern zugrunde legte, zuversichtlich. Dieser frühe Blick zeigte eine Vision dreidimensionale Benutzeroberfläche, die Hand und Fuß zusammenhängend und durchdacht wirkte.

Apple baut kein „Headset“; man schaut nicht in die Brille (rein), sondern durch sie durch. Es ist eine signifikant andere Zukunftsvision, als sie uns Meta verkaufen will.

Apples ersten räumlichen Computer nennt Cook „eine neue Ära“. In der Keynote griffen sie zur bedeutungsvollen „One more thing“-Redewendung. Passend. Ich bin jedoch eher über das Wort „first“ gestolpert, das „Apple’s spatial computer“ voranstellt. Es unterstreicht, so ungewöhnlich das auch für Apple ist, dass wir hier lediglich auf die erste Version blicken.

Weil klar ist: Prozessorpower, Preis und Software sind flexibel. Sie sind nicht in Stein gemeißelt. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass sich diese Specs bis zur Verfügbarkeit noch ändern.

Die Idee überzeugte. Wie vermutet, hat Apple keine Anwendungsfälle erdacht, an die wir nicht auch gedacht hätten. Die Jobs, die für die Brille demonstriert wurden, wirkten fast bodenständig. Sie erschließen sich mir. Sie wirkten futuristisch, aber alltagstauglich. Apple konnte mir das „Warum?“ erklären.

Bild der Vision Pro mit Akku-Pack.

Apple bedient jedoch keine Nische. Trotzdem startet Vision Pro als absolutes Nischenprodukt. Die Vorlaufzeit ist lang; der Verkaufspreis extrem hoch und wir starten zuerst nur in den USA. Von anderen Firmen sind wir frühe(™) Visionen von Produktideen gewohnt; von Apple nicht.

Und trotzdem scheinen die Prioritäten zu stimmen: Nur mit Klassenbester Hardware lässt sich dieser Formfaktor realisieren. Das betrifft nicht nur Chips und Micro-OLED-Displays, die Technik, sondern ebenso das dreidimensional geformte Glas und das aus einem Stück gefertigte Kopfband.

Bild von Kopfband der Vision Pro.

Ein exorbitant hoher Preis und eine eingeschränkte Verfügbarkeit ordnen sich in dieser allerersten Version der zugrundeliegenden Idee unter. Es ist der notwendige und absolut richtige Kompromiss.

Oder kurzum: Vision Pro zeigte Vision.


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