Am Ende ging es ziemlich schnell: Nachdem Netflix erst im Frühjahr öffentlich in Betracht gezogen hatte, ein Werbemodell einzuführen – das erst Ende 2022, dann Anfang 2023 starten sollte –, wird das Modell Basic with Ads sogar schon im November dieses Jahres gelauncht. Die Option kommt zunächst in zwölf Länder, darunter auch Deutschland, und ist unterschiedlich teuer. Netflix teilt neben Informationen zum Preis und zur Streaming-Qualität Details für Werbetreibende und deren Targeting- und Measurement-Möglichkeiten. Darüber hinaus wird endlich preisgegeben, wie viel Werbung auf die Viewer zukommt.

Netflix: So viel kostet das Modell mit Werbung in Deutschland

Greg Peters ist Chief Operating Officer und Chief Product Officer bei Netflix. Er erklärt auf dem Blog des Unternehmens, wie das neue Modell aufgebaut ist. Grundsätzlich soll es in den USA 6,99 US-Dollar pro Monat kosten. In anderen Märkten werden jedoch andere Preise angesetzt. So kostet es in Deutschland zunächst 4,99 Euro monatlich und ist damit günstiger als in Frankreich oder Italien. Hierzulande soll das Angebot ab dem 3. November um 17 Uhr zur Verfügung stehen. Basic with Ads wird des Weiteren in Australien, Brasilien, Kanada, Japan, Südkorea, Mexiko, Spanien und im Vereinigten Königreich angeboten. Das neue Abonnementmodell wird die bisherigen Optionen – Basis, Standard und Premium – nicht beeinträchtigen.

Peters erklärt, dass Basic with Ads beinahe die gleichen Voraussetzungen wie das Basis-Modell bietet. Nutzer:innen beider Modelle können nun auch in der Auflösung 720p/HD streamen. Doch im werbegestützten Modell wird den Viewern Werbung ausgespielt, darauf entfallen vier bis fünf Minuten einer Streaming-Stunde.

Außerdem werden einige Serien und Filme aufgrund von Lizenzproblemen vorerst nicht für die Kund:innen, die weniger zahlen und Netflix mit Werbung schauen, verfügbar sein. Welche das sind, erwähnt Peters nicht. Doch er beteuert, man arbeite daran, dieses Problem zu lösen. Wer jetzt überlegt, Basic with Ads zu abonnieren, aber viel unterwegs schauen möchte, sollte sich zudem darüber im Klaren sein, dass das Modell keine Downloads erlaubt. Das war schon im August durchgesickert.

Was Basic with Ads für Werbetreibende zu bieten hat

Das werbegestützte Modell Netflix‘ soll für das Unternehmen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen sollen neue Nutzer:innen gewonnen werden, die nur zu einer geringen monatlichen Zahlung bereit sind. Zum anderen sollen die Daten der über 220 Millionen zahlenden Kund:innen für Werbezwecke genutzt werden, sodass Advertiser das Umfeld für ihre Botschaften nutzen können. Beides zielt darauf ab, den Umsatz des Streaming-Dienstes zu stärken.

Werbetreibende sollen im neuen Modell sowohl 15- als auch 30-sekündige Ads integrieren können. Diese werden entweder vor oder während der Serien, Filme und Dokumentationen abgespielt. Um auch die richtige Audience zu erreichen, bietet Netflix laut Greg Peters umfassende Targeting-Optionen; über diese hatte im Vorfeld der Detailbekanntgabe Unklarheit geherrscht. Erste Test-Buyer hatten von unzureichenden Möglichkeiten zur Ad-Platzierung berichtet. Die Advertiser können künftig nach Land und Genre targeten. Außerdem sind Ausschlussverfahren möglich, um Werbeinhalte aus unpassenden Kontexten fernzuhalten. Dabei kann es sich um Nacktszenen, Sexszenen oder Szenen mit Gewalt handeln.

Ab dem ersten Quartal 2023 kann Netflix dank der Partner:innenschaften mit DoubleVerify und Integral Ad Science die Sichtbarkeit und Traffic-Validität für die Ads detailliert bewerten. Und damit Werbetreibende verstehen können, wie sie auf Netflix ihre Zielgruppe erreichen können, wird in den USA das System Digital Ad Ratings (DAR) von Nielsen eingesetzt. Die Insights werden dann bei Nielsen ONE Ads in Berichten zur Verfügung stehen – allerdings auch erst ab 2023.

Der Beginn einer großen Werbeplattform?

Das Werbemodell von Netflix nimmt Gestalt an und Nutzer:innen können schon nächsten Monat auf Basic with Ads zugreifen, um ein kostengünstigeres Abonnement abzuschließen. Dieses würde einige Kernfunktionen der anderen Modelle entbehren, spart aber einige Euro pro Monat.

Wie gut die Ad Experience zu Beginn sein wird, muss sich anhand erster Integrationen zeigen. Laut Greg Peters ist das Interesse der Werbe-Community vorhanden. Netflix wird bemüht sein, die Werbeoptionen rasch auszuweiten und die Menge an Daten, die dem Unternehmen zur Verfügung stehen, in diesem Kontext zu monetarisieren. Außerdem spielt die Nutzungsdauer der Plattform Netflix in die Karten. Das Werbemodell wird von Microsoft Advertising unterstützt. Noch mehr Werbeerfahrung hat das Unternehmen mit Jeremi Gorman für sich gewinnen können. Die Ad-Expertin war zuvor als Chief Business Officer bei Snap Inc. tätig und leitet nun den Werbebereich bei Netflix.

In den nächsten Monaten soll das neue, werbegestützte Abonnementmodell auch in weiteren Ländern gelauncht werden. Detaillierte Einblicke in dieses kannst du im Video des Unternehmens erhalten.

Würdest du das Modell Basic with Ads abonnieren? Lass es uns in den Kommentaren wissen und nenne gern auch Gründe, die dagegen sprechen.

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