Die Internetsuche wird sich im KI-Zeitalter grundlegend verändern. Davon zeugen bereits Entwicklungen wie AI Overviews auf Google, die Copilot-Integration auf Bing und die Tendenz vieler User, über KI-Bots wie ChatGPT zu suchen. Der State of Search 2024 von Claneo und Appinio unterstreicht diese Entwicklungen bei Nutzer:innen. Demnach suchen bereits rund ein Drittel der Befragten mit ChatGPT und Co. Und OpenAI arbeitet bereits an einer dedizierten AI-Suche als Google-Konkurrenz: SearchGPT.

Derweil zeigt sich im Report auch, dass bereits 20 Prozent der Befragten in Deutschland mindestens einmal pro Woche auf AI Answering Machines wie Perplexity zurückgreifen. Das Unternehmen möchte sich als Zukunft der Suche etablieren und dabei auf die mannigfaltigen Fähigkeiten hochfunktionaler KI-Modelle wie Claude 3.5 Sonnet von Anthropic und GPT-4o von OpenAI zurückgreifen.

Das erst 2022 gegründete Startup möchte die aber nicht nur Sucherfahrungen mit Gen AI anreichern, sondern eine ganz neue Art des Suchverhaltens prägen. So erklärt uns Chief Business Officer Dmitry Shevelenko im Interview:

Perplexity […] beantwortet […] Suchanfragen mit zusammenhängenden Antworten, wie in einem Gespräch. […] Darüber hinaus bietet Perplexity ein interaktives Erlebnis mit Folgefragen und Klarstellungen und ist in der Lage, selbst komplexe Sachverhalte zu ‚verstehen‘. Das kontextuelle Verständnis ermöglicht präzise und differenzierte Antworten und spart viel Zeit. 

Neue Pro Search, Discover Feed und Feature Updates: Perplexity für immer mehr User relevant

Aktuell hat Perplexity rund 15 Millionen monatlich aktive User, Tendenz steigend. Davon berichtet Search Engine Land unter Berufung auf die eigenen Angaben des KI-Startups. Im Mai 2024 kam die AI Answering Machine nach Daten von Similarweb auf über 85 Millionen Visits. Vor allem die besondere Darstellung von Antworten (eher als Suchergebnisse) soll User anziehen.

Perplexity wurde von ehemaligen Mitarbeitern von Meta, OpenAI, Quora und Databricks gegründet. Seit dem Frühjahr 2024 weist das Unternehmen eine Bewertung von über einer Milliarde US-Dollar auf. Zu den Investor:innen zählen neben Amazon-Gründer Jeff Bezos unter anderem der CEO von Y Combinator, der Figma CEO und NVIDIA. Das KI-Startup setzt auf präzise Informationsvermittlung dank Gen AI, einen Content Feed wie auf anderen Plattformen und neuerdings auch den Werbekontext. Dabei möchte die AI Answering Machine die Suche im Internet revolutionieren. Damit steht Perplexity nicht allein da; doch die neue Pro Search soll der Suchoption eine besondere Stellung verleihen.

Die Pro Search ergänzt Perplexitys Quick Search, welche vor allem für die schnelle und prägnante Beantwortung wenig komplexer Fragen gedacht ist. Dabei soll die Pro Search neuerdings irrelevante Informationen filtern können. Für die Pro Search – die auch User ohne Abonnement bis zu fünf Mal alle vier Stunden nutzen können – wurde unter anderem die mehrstufige Argumentation eingeführt. Damit können User das System dazu veranlassen, einen Plan für die Fragenbeantwortung zu erstellen und in mehreren Schritten Hinweise zu geben.

Diese neue Pro Search ist nur eine von vielen Neuerungen, die Perplexity in petto hat. So können jetzt auch Android User auf Voice-to-voice Answers setzen, diverse Sprachen nutzen (auch Deutsch) und auf eine Yelp-Integration bauen.

Dank einer Kooperation mit Tako können User via Perplexity auch visualisierte Dateninformationen einsehen.

Überdies liefert der personalisierbare Discover Feed kuratierte Themen mit einer knappen Zusammenfassung von Perplexity und dem Hinweis auf ähnliche Themenelemente. Für Publisher dürfte dabei besonders relevant sein, dass Perplexity die Quellen explizit hervorhebt und verlinkt.

Beispiel für einen kuratierten Beitrag aus dem Discover Feed, Screenshot © Perplexity, Titelbild, Navigationsleiste links, einzelne Textelemente und Perplexity-Logo
Beispiel für einen kuratierten Beitrag aus dem Discover Feed (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht), Screenshot © Perplexity

Und über das neue Feature Perplexity Pages können Creator und Autor:innen ihre Recherchen und Beiträge in visuell ansprechender Form für andere User und Suchende als Artikel bereitstellen. Das erinnert ein wenig an Artikel auf LinkedIn.


Google-Konkurrenz Perplexity:
Neuer Discover Feed und erste Ad

Smartphone vor schwarzem Hintergrund
© Perplexity, Screenshot via Canva


Werbepotential und auch Kritik: Das treibt Perplexity um

Der Perplexity-Kosmos wächst also kontinuierlich und Shevelenko meint:

[…] Wir bearbeiten weltweit bereits 230 Millionen Suchanfragen pro Monat und die Zahl steigt weiter. Das ist eine großartige Entwicklung, wenn man bedenkt, dass wir vor nicht einmal zwei Jahren gestartet sind. Ich möchte keine konkrete Zahl als unser Ziel nennen, aber ich kann sagen, dass wir sehr, sehr optimistisch in die Zukunft blicken. 

Gleichwohl muss sich das Unternehmen auch mit der Kritik auseinandersetzen, dass manche Beiträge von Medien ohne Zustimmung für die eigenen Ergebnisse gescrapt worden sein sollen. Eine Reaktion Perplexitys auf die Vorwürfe war, Quellen prominenter anzeigen zu wollen. Das ist bei den Antworten der KI-Suche auch durchaus zu erkennen, sie tauchen oben über den Textinhalten auf. Im Rahmen der KI-basierten Suchergebnisse beziehungsweise Antworten von Perplextiy sollen schon bald auch native Ads erscheinen. Eine Timeline liefert Dmitry Shevelenko im Interview weiter unten. Schon jetzt gibt es allerdings das Perplexity Publisher-Programm. DER SPIEGEL, Time Magazine, Fortune, Entrepreneur undd The Texas Tribune sind bereits als Kooperationsunternehmen dabei. Sie erhalten eine Umsatzbeteiligung, Zugang zu den Perplexity APIs und Enterprise Pro für alle Mitarbeiter:innen. Aravind Srinivas, CEO von Perplexity, erklärt:

Wir haben das Publisher-Programm so gestaltet, dass es einen nachhaltigen und skalierbaren Weg ermöglicht, Anreize für alle Beteiligten zu schaffen. Wir schätzen es sehr, dass uns unsere Publisher-Partner so wertvolles Feedback zur Ausgestaltung des Programms gegeben haben. Von Beginn an haben wir daran geglaubt, dass wir ein System bauen können, das ein Gewinn für das gesamte Internet ist. Dies hier ist nur der erste Schritt.


Native Ads in verwandten Fragen:

Google-Konkurrenz Perplexity plant Werbung

Screenshot perplexity.ai, Startseite von Perplexity AI
Screenshot perplexity.ai


Um der AI Answering Machine in diversen Märkten mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, baut Perplexity auf Kooperationen, etwa mit der Deutschen Telekom, und einen ganz besonderen eigenen Werbeansatz samt Mock Trailer.

Auch darüber informiert uns der Chief Business Officer und meint:

[…] Es schwirrt so viel Information im Internet herum, und Technologie kann uns helfen, die wirklich relevanten Informationen zu finden. Und zwar schneller als je zuvor. 

Erfahre mehr über die Werbepläne, Hinweise auf ein Revenue Sharing für Publisher und die Suchbranche in drei Jahren in den Ausführungen von Dmitry Shevelenko.

Das Interview

OnlineMarketing.de: Perplexity ist ein Echtzeit-Antwortmaschine – wie wichtig ist die Unterscheidung zu einer Suchmaschine? 

Dmitry Shevelenko: Bei Suchmaschinen wie Google geben die Nutzer:innen ihren Suchbegriff ein und erhalten als Antwort seitenweise Hyperlinks, von denen viele Spam und SEO-Müll sind. Perplexity dagegen beantwortet solche Suchanfragen mit zusammenhängenden Antworten, wie in einem Gespräch. Und im Gegensatz zu anderen LLMs wie ChatGPT kann Perplexity auf Echtzeitinformationen zugreifen und seine Quellen als Referenz zitieren, sodass die Nutzer:innen genau wissen, auf welche Informationen sich Perplexity in seiner Antwort bezieht. 

Darüber hinaus bietet Perplexity ein interaktives Erlebnis mit Folgefragen und Klarstellungen und ist in der Lage, selbst komplexe Sachverhalte zu „verstehen“. Das kontextuelle Verständnis ermöglicht präzise und differenzierte Antworten und spart viel Zeit. 

Was ist in deinen eigenen Worten der größte Vorteil von Perplexity gegenüber herkömmlichen Suchmaschinen?

Jeden Tag stellen wir Milliarden von Fragen an Suchmaschinen. Doch oft ist das Ergebnis frustrierend. Statt einer Antwort erhält man eine Liste von Hyperlinks, die nach SEO und nicht nach Relevanz sortiert sind, und muss jeden einzelnen durchsuchen, um die gesuchte Information zu finden. Suchmaschinen sind deshalb so nutzerfeindlich geworden, weil sie ganz auf Werbeeinnahmen ausgerichtet sind. 

Bei Perplexity hingegen stehen die Benutzer:innen im Mittelpunkt. Im Gegensatz zu Suchmaschinen liefert Perplexity schnelle Ergebnisse, eine umfassende Zusammenfassung, die Quellen, und das alles auf unterhaltsame Weise. Die Suche mit Perplexity macht Spaß! Lernen und Neugier werden so wieder zu etwas Tollem, statt einschüchternd zu sein. 

Dmitry Shevelenko

In welchem Bereich muss Perplexity deiner Meinung nach noch effizienter werden, um mit der Konkurrenz mithalten zu können? 

Was wir sehr oft hören: Sobald die Leute Perplexity ausprobiert haben, verstehen sie sofort, warum es das bessere Produkt ist. Eine der größten Herausforderungen für uns ist aber, dieses Bewusstsein erst einmal aufzubauen und Menschen dazu zu bringen, Perplexity auszuprobieren, wenn Tools wie Google so tief in die Geräte und Browser integriert sind, die wir alle benutzen. 

Aus diesem Grund sind strategische Partnerschaften wie die mit der Deutschen Telekom so wichtig für uns: Unsere Partner:innen können auf diese Weise ihren Kund:innen neue Services anbieten und wir steigern gleichzeitig unsere Brand Awareness. 

Darüber hinaus steigern wir unsere Bekanntheit durch Werbekampagnen, zum Beispiel haben wir kürzlich eine sehr kreative, hyperlokale OOH-Kampagne mit prominenten Fußballern in Deutschland durchgeführt. Auch unser erster großer Werbespot „The Know-It-Alls“ war sehr erfolgreich. All dies zielt natürlich darauf ab, unsere Nutzer:innenzahlen zu erhöhen. 

Habt ihr ein klares Ziel hinsichtlich der Nutzer:innenzahlen, die ihr bis zum Ende des Jahres erreichen möchtet?

Die Anzahl der Suchanfragen pro Tag ist für uns ein wertvollerer Parameter als die Anzahl der Nutzer:innen, denn sie zeigt nicht nur das Wachstum, sondern auch, dass sich die Menschen weiterhin mit Perplexity beschäftigen. Wir bearbeiten weltweit bereits 230 Millionen Suchanfragen pro Monat und die Zahl steigt weiter. Das ist eine großartige Entwicklung, wenn man bedenkt, dass wir vor nicht einmal zwei Jahren gestartet sind. Ich möchte keine konkrete Zahl als unser Ziel nennen, aber ich kann sagen, dass wir sehr, sehr optimistisch in die Zukunft blicken. 

Die kuratierten Artikel im Perplexity Feed und die KI-Antworten heben verschiedene Quellen sehr prominent hervor, was für Publisher interessant sein könnte. Wie sieht euer Ansatz zur Unterstützung von Publishern aus?

Wir wissen, dass ein gesundes und florierendes Medienökosystem eine Schlüsselrolle für unseren Erfolg spielt. Wenn wir nicht in der Lage sind, den Menschen Informationen in Echtzeit zur Verfügung zu stellen, können wir unser Wertversprechen nicht einhalten. Aus diesem Grund entwickeln wir derzeit ein Revenue-Sharing-Programm für Publisher, bei dem sie eine Vergütung erhalten, wenn eine Seite von ihrer Website als Quelle in Perplexity zitiert wird. In den kommenden Wochen werden wir weitere Details zu diesem Programm bekannt geben, einschließlich der teilnehmenden Publisher.

Sind gesponserte Artikel im Feed eine Option neben der gesponserten Suche oder den Antwortvorschlägen?

Derzeit arbeiten wir an einer Option, bei der Brands Folgefragen sponsern können. 40 Prozent unserer Nutzer:innen stellen bereits solche Folgefragen. Daher ist das für uns ein gutes Format, um Werbung auf unserer Plattform zu testen. Grundsätzlich ist es uns wichtig, dass wir Werbung nur so in unsere Plattform integrieren, dass sie das Nutzer:innenerlebnis nicht negativ beeinflusst. 

Plant ihr, in nächster Zeit Werbung einzuführen? Du hast es in der Vergangenheit schon erwähnt, gibt es einen Zeitplan?

Ja, wir planen, Werbung einzuführen. Aktuell gehen wir davon aus, dass das noch vor Jahresende geschehen wird. 

Kannst du uns mehr über künftige LLM-Nutzungen sagen, die für technisch versierte Nutzer:innen von Interesse sein könnten?

Wir freuen uns, wenn wir neue Modelle in unsere Dienste integrieren können, sobald sie von den LLM-Unternehmen auf den Markt gebracht werden. Vor kurzem haben wir GPT-4 Omni und Claude 3.5 Sonnet von Anthropic aufgenommen. Wir bieten diese Modelle neben unserem eigenen LLM Sonar an, das eine optimierte Version des LlaMa 3 70B von Meta ist. Pro-Nutzende können frei zwischen den verschiedenen Modellen wählen und nach Belieben zwischen ihnen wechseln. 

Perplexity hat kürzlich eine große Werbekampagne mit dem Titel „The Know-It-Alls“ gestartet. Arbeitet ihr auch mit Kreativen wie jenen auf TikTok zusammen, um vor allem bei technikaffinen Menschen eine höhere Nutzung zu erreichen?

Wir haben zum Start unserer Werbekampagne „The Know-It-Alls“ mit einigen Social Media Influencern zusammengearbeitet. Zurzeit gibt es solche Kooperationen aber nicht. Das wird sich wahrscheinlich bald ändern – stay tuned! 

Was ist, in deinen Worten, Perplexitys Vision? 

Menschen sind von Natur aus neugierig. Wir wollen es ihnen leichter machen, Antworten auf ihre Fragen zu erhalten und die Informationen zu finden, die sie suchen – unabhängig von ihrem Hintergrund. Es schwirrt so viel Information im Internet herum, und Technologie kann uns helfen, die wirklich relevanten Informationen zu finden. Und zwar schneller als je zuvor. 

Wie können Unternehmen von der Nutzung von Perplexity profitieren?

Für Unternehmen haben wir vor kurzem Perplexity Enterprise Pro eingeführt. Diese Version bietet alle Funktionen unserer Pro-Version, einschließlich einer unbegrenzten Anzahl von Suchanfragen, einer freien Auswahl der besten und neuesten LLMs, Sprachsuche, Bilderzeugung und vielem mehr. Mehr noch: Sie erfüllt die höchsten Datenschutz- und Sicherheitsstandards, die für Unternehmen natürlich unerlässlich sind; sie bietet eine sehr effiziente Benutzerverwaltung wie zum Beispiel Single Sign-On; und Unternehmen können auch ihre eigenen Dateien in Perplexity hochladen und auslesen. 

So können Unternehmen und ihre Mitarbeitenden Zeit sparen, effizienter und besser arbeiten und Perplexity je nach Bedarf auf viele Arten und für ganz unterschiedliche Zwecke nutzen. Viele namhafte Unternehmen verwenden Perplexity bereits, darunter Zoom und HP.

Was glaubst du, wie der Markt für Such- und Antwortmaschinen in drei Jahren aussehen wird?

Unser Ziel ist es, eine Plattform zu schaffen, die die Bedürfnisse unserer Nutzer:innen wirklich nachvollzieht. Wenn sie zum Beispiel eine Suchanfrage stellen, wollen wir genau verstehen, ob sie zu einer bestimmten Website navigiert werden wollen oder ob sie breiter zu dem Thema recherchieren wollen. Auch die Entwicklung der multimodalen Suche ist sehr vielversprechend. Im Moment sind text- und sprachbasierte Prompts möglich, aber wir gehen davon aus, dass in Zukunft auch die Suche über Bilder und Videos möglich sein wird.  

Wir glauben, dass mit der fortschreitenden Entwicklung der KI auch KI-Agenten entstehen werden, die Aufgaben selbständig erledigen können. Stell dir vor, du könntest einen Flug, ein Hotelzimmer oder eine Tour direkt über Perplexity buchen, ohne auf eine separate Website gehen zu müssen. Oder dass dein KI-Agent die Reservierung direkt vornimmt, nachdem du das System nach einer Restaurantempfehlung gefragt hast. Wir würden eine große Veränderung sehen: Weg von der reinen Informationszusammenfassung, hin zu Handlungen durch die KI im Dienste der Nutzer:innen. 

Welche Plattformen nutzt du selbst, um Antworten auf alle Fragen zu erhalten, die du in einem digitalen Kontext stellst?

Perplexity natürlich!


Wir danken Dmitry Shevelenko herzlich für die Ausführungen im schriftlichen Interview.

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